Am 1. Januar 2024 ist ein neues deutsches Heizungsgesetz, das Gebäudeenergiegesetz (GEG), in Kraft getreten, das vorschreibt, dass alle in neuen Gebäuden installierten Heizungsanlagen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden müssen. Für ältere Gebäude gibt es verlängerte Fristen und eine Auswahl an Technologien, um die Heizung erneuerbar zu machen.
Die Fristen, bis wann die neuen Heizungsalternativen installiert sein müssen, werden von jedem Bundesland festgelegt und hängen von der Größe der Gemeinde ab. Großstädte (also Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohnern) müssen die Anforderungen bis zum 30. Juni 2026 erfüllen. Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnern haben bis zum 30. Juni 2028 Zeit. Nach dem GEG müssen jedoch nicht alle derzeit in Betrieb befindlichen Heizgeräte ersetzt werden, sondern können weiter betrieben werden.
Bevor wir uns mit dem neuen Gesetz befassen, werfen wir einen Blick auf die Heizungslandschaft in Deutschland.
Deutschlands Wärmesektor auf einen Blick
Wenn es um das Heizen von Innenräumen geht, sind etwa 80 % Prozent der Wohngebäude in Deutschland immer noch auf fossile Brennstoffe angewiesen. Die Emissionen des Gebäudesektors in Deutschland sind für etwa 15 Prozent des gesamtenCO2-Ausstoßes verantwortlich. Obwohl in den letzten Jahren Fortschritte erzielt wurden und der Anteil erneuerbarer Energien in neu errichteten Gebäuden bis 2022 auf 61,4 Prozent anstieg, reicht dies nicht aus, um den notwendigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu erreichen.
Dennoch hat Deutschland bei seinen Bemühungen, das Heizen zu dekarbonisieren, einige Fortschritte gemacht. Im Jahr 2022 stieg die Installation von Wärmepumpen von 50,6 Prozent auf 57 Prozent an. Deutschland hat außerdem damit begonnen, neben der Zunahme von Wärmepumpen mehr und mehr „grüne“ Wärmequellen wie Solarenergie, Holz und Biogas/Biomethan einzubeziehen.
Welche Heizungsanlagen müssen nach dem Gebäudeenergiegesetz ausgetauscht werden?
Nach dem GEG dürfen in Neubauten innerhalb von Neubaugebieten nur Heizungsanlagen installiert werden, die überwiegend mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Für Bestandsgebäude und Neubauten, die in Baulücken errichtet werden, sind längere Übergangsfristen vorgesehen. Eine generelle Verpflichtung zum Austausch alter, mit fossilen Brennstoffen betriebener, Heizkessel gibt es Stand heute (Januar 2024) nicht. Lediglich Heizungsanlagen, die älter als 30 Jahre sind und mit veralteter Technik arbeiten, müssen ausgetauscht werden. Der Tausch von Heizungsanlagen wird sich immer mehr lohnen, da der CO2-Preis für fossile Brennstoffe, einschließlich Heizöl und Gas, teurer wird. Im Jahr 2024 wird er auf 45 Euro pro Tonne steigen und im Jahr 2025 55 Euro betragen. Die Erhöhung soll den Ländern helfen, ihre Netto-Null-Emissionsziele zu erreichen.
Um warm zu bleiben und gleichzeitig die Kosten und den CO2-Fußabdruck zu senken, gibt es mehrere erneuerbare Heizoptionen: Wärmepumpen, Direktstromheizungen, „H2-ready”-Gasheizungen, die reintheoretisch mit Wasserstoff betrieben werden können, und Solarthermie oder Hybridheizungen, die eine Kombination aus erneuerbaren Heizungen und Gas- oder Ölkesseln sind. Bei jeder dieser Technologien wird in erster Linie Warmwasser von einer zentralen Quelle durch unterirdische Rohre geleitet. Damit diese erneuerbaren Optionen funktionieren, ist es wichtig, dass die richtigen Netze vorhanden sind, um jedes System so effizient und kostengünstig wie möglich zu machen.
Die ausgereifteste und skalierbarste nachhaltige Heizungsvariante ist die Wärmepumpe. Eine Wärmepumpe ist ein energieeffizientes Gerät, das Wärmeenergie von einem wärmeren in einen kühleren Raum und umgekehrt überträgt. Sie können bis zu 500 Prozent mehr Wärme liefern, als sie an Strom verbrauchen. Gasheizkessel haben beispielsweise einen Wirkungsgrad von 90 Prozent. Ein Teil der Energie geht also bei jeder Technologie verloren. Laut MIT Technology Review haben Wärmepumpen das Potenzial, die weltweiten Emissionen bis zum Jahr 2030 um 500 Millionen Tonnen zu senken. Das ist vergleichbar mit dem kompletten Ausstieg aus dem Autoverkehr in ganz Europa.
Subventionen und Anreize für den Austausch von Heizungsanlagen
Obwohl das Heizen in Deutschland immer noch stark von fossilen Brennstoffen abhängig ist, rücken Wärmepumpen durch gesetzliche Änderungen und Förderungen bei Neubauten immer mehr in den Vordergrund. Um das Heizen mit erneuerbaren Energien noch attraktiver und erschwinglicher zu machen, gibt es im Rahmen des GEG einen Zuschuss für Vermieter:innen und Hauseigentümer:innen. Hauseigentümer:innen, Vermieter:innen, gemeinnützige Vereine und Kommunen, die alte Heizungsanlagen für fossile Brennstoffe ersetzen, erhalten einen Basiszuschuss von rund 30 Prozent der Investitionskosten. Eigenheimbesitzer:innen, die ihre alten Anlagen innerhalb einer bestimmten Frist austauschen, können ebenfalls einen Bonus erhalten. Bis Ende 2028 beläuft sich dieser Bonus auf 20 Prozent der Investitionen. Danach sinkt er alle zwei Jahre um 3 Prozent und liegt ab 1. Januar 2029 bei 17 Prozent.
Thermische Behaglichkeit mit Energiemanagement zu Hause
Mit einem smarten Energiemanagementsystem werden die Kosten gesenkt, die Netzstabilität bleibt erhalten und die Nutzer:innen müssen keine Abstriche beim Wärmekomfort machen – ein Gewinn für alle Beteiligten.
Das Heizen kann als die letzte Grenze auf dem Weg zu einem vollständig CO2-neutralen Haus angesehen werden – und Wärmepumpen können den nötigen Schub geben. Die Dekarbonisierung der Wärmesektors birgt jedoch eine Reihe von besonderen Herausforderungen. Claire Thorhhill, stellvertretende Direktorin von Frontier Economics, fasste dies auf den gridXdays in folgende Worte: „Um die Wärme zu dekarbonisieren, muss man in die Häuser der Menschen gehen, das ist mit Risiken und Problemen verbunden und im Allgemeinen ziemlich schwierig.“ Ein weiteres großes Hemmnis ist die mangelnde Bereitschaft der Verbraucher:innen, beim Thema Wärme Abstriche beim Komfort anzunehmen oder gar Kompromisse einzugehen. Diese Herausforderung kann durch den intermittierenden Charakter nachhaltiger Heiztechnologien, die mit erneuerbaren Energiequellen betrieben werden, noch verschärft werden. Der Schlüssel zur Überwindung dieser Hindernisse liegt in smarten, ganzheitlichen Energiemanagementsystemen, die den Energieeinsatz und -verbrauch so optimieren, dass die Temperaturregelung aufrechterhalten wird, ohne das Stromnetz oder die Stromrechnungen zu belasten.
Wenn „SG Ready“-Wärmepumpen in PV-/Batteriesysteme integriert werden, können sie von einem Energiemanagementsystem optimal gesteuert werden, was eine Optimierung sowohl auf Haushalts- als auch auf Systemebene ermöglicht. Kedar Balasubramanian, Product Manager bei gridX, sagt: „Die Integration der Flexibilität von Wärmepumpen in Energiemanagementsysteme für Privathaushalte ist für die Endverbraucher:innen von finanziellem Nutzen, da sie Strom in Zeiten niedrigerer Kosten strategisch nutzen können, um Pufferspeicher zu beheizen. Mit einem EMS profitieren die Nutzer:innen auch von dem neuen Paragraphen 14a des EnWGdurch reduzierte Netzentgelte. Mit einem smarten Energiemanagement werden also die Kosten gesenkt, die Netzstabilität erhalten und die Nutzer:innen müssen keine Abstriche beim Wärmekomfort machen – ein Gewinn für alle Beteiligten.“
Darüber hinaus können Privatpersonen, die 65 Prozent erneuerbare Energien für Heizungsanlagen einsetzen, staatliche Fördermittel in Höhe von 30 Prozent bis 70 Prozent erhalten, was eine großflächige Umstellung auf nachhaltige Heizpraktiken fördert. Auch bei der Investition in weitere energetische Sanierungsmaßnahmen wie Dämmung der Gebäudehülle, neue Fenster, Anlagentechnik oder Heizungsoptimierung können Fördermittel beantragt werden.
Zusammen mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz und den Fördermitteln ist Deutschland auf dem richtigen Weg, den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern im Wärmebereich zu fördern. In nachhaltige, erneuerbare Technologien zu investieren und diese durch politische Entscheidungen, wie das Gebäudeenergiegesetz, zu fördern, ist der richtige Weg.