Das Vereinigte Königreich (UK) macht eine Kehrtwende in Bezug auf das ehrgeizige Ziel, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Das Land plant, das Verkaufsverbot für Diesel- und Benzinfahrzeuge zu verschieben und sich damit den Entscheidungen Deutschlands und Frankreichs anzuschließen. Darüber hinaus sollen die Energieeffizienz Vorgaben für Neubauten und Mietwohnungen gelockert werden, um die finanzielle Belastung von Immobilienbesitzer:innenn und Mieter:innen zu verringern.
Die Maßnahmen spiegeln die wachsende Besorgnis über die finanziellen und politischen Auswirkungen des Netto-Null-Ziels sowie den Druck der Wähler:innen wider, die Klimazusagen neu zu bewerten. Premierminister Rishi Sunak hat argumentiert, dass das Vereinigte Königreich seine Ziele lockern kann, und verwies auf die bemerkenswerte Leistung des Landes, die Treibhausgasemissionen unter allen G7-Ländern am schnellsten reduziert zu haben. Die Labour-Partei betont jedoch, wie wichtig es ist, die Einführung von Elektrofahrzeugen (EVs) trotz dieser Meilensteine zu beschleunigen. Werfen wir doch einen genaueren Blick auf Sunaks Vorhaben.
Sunaks pragmatischer Ansatz
Hier die wichtigsten politischen Änderungen, die Sunak ankündigte:
- Verkaufsverbot für neue Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor wird von 2030 auf 2035 verschoben
- Verbot des Verkaufs von Öl-, Flüssiggas- und neuen Kohleheizungen für Haushalte, die nicht an ein Gasnetz angeschlossen sind, wird von 2026 auf 2035 verschoben
- Geplante Regelungen zu Mindeststandards für die Energieeffizienz von Mietobjekten wurden gestrichen
- Das Verfahren für Kohlenstoffbudgets wird geändert
UK-Premierminister Rishi Sunak hat wie erwähnt zugesagt, die Ziele für das Erreichen der Energieeffizienz des Vereinigten Königreichs langsamer anzugehen. Mit dem Argument, dass das Vereinigte Königreich bereits das Ziel der schnellsten Reduzierung der Treibhausgasemissionen in der G7 erreicht hat, hält er es für angemessen, einige der wichtigsten Netto-Null-Politiken des Landes aufzuschieben. Trotzdem möchte er an seinem Engagement festhalten, bis 2050 Netto-Null zu erreichen. Da der Anteil des Vereinigten Königreichs an den weltweiten Emissionen derzeit weniger als ein Prozent beträgt, sei es jetzt an der Zeit, sich zurückzuhalten. Sunak ist der Meinung, dass er unnötige und schwerfällige Maßnahmen abschafft, um die Belastung der arbeitenden Bevölkerung zu verringern. Sein neuer Ansatz lässt sich in vier Schlüsselaspekte untergliedern:
- Pragmatisch, verhältnismäßig und realistisch
- Rechenschaftspflicht gegenüber der britischen Öffentlichkeit
- Erfüllung des Netto-Null-Ziels
- Unterstützung der britischen Familien
Diese Maßnahmen mögen zwar vorübergehend die Lebenshaltungskosten-Krise der britischen Mittelschicht lindern, doch langfristig gesehen sind Investitionen in die Infrastruktur für erneuerbare Energien in Verbindung mit einer verstärkten Nutzung erneuerbarer Energieressourcen nicht nur mit dem Netto-Null-Ziel vereinbar, sondern bieten auch finanzielle Vorteile.
Führend bei der Emissionssenkung, rückständig bei der Infrastruktur
Eines der größten Hindernisse für den Fortschritt der erneuerbaren Energien in Großbritannien ist die Netzanbindung. Verzögerungen beim Netzausbau und bei der Modernisierung wirken sich vor allem auf Sektoren wie Verkehr und Heizung aus und geben Anlass zur Sorge über die rasche und massenhafte Einführung von EVs. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, sind Investitionen in die Netzinfrastruktur von entscheidender Bedeutung. Die Energy Networks Association (ENA) unterstreicht die Bedeutung der Schlüsselkomponenten Innovation, Flexibilität, Investitionen und koordinierte Planung für einen schnelleren Anschluss erneuerbarer Energien an das Netz.
Sunak hebt hervor, dass insbesondere regulatorische Hindernisse, wie zum Beispiel langsame Genehmigungsverfahren, beseitigt werden müssen. Es werden Initiativen ergriffen, um den Ausbau der Netzanschlüsse zu beschleunigen und das Register für die Einspeisekapazität (TEC) effizienter zu verwalten. Diese Verzögerungen stellen eine große Herausforderung für kleine Anlagen dar und beeinträchtigen ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt für erneuerbare Energien. Die Aktualisierung von Batteriespeichermodellen und die Nutzung von Flexibilitätsmärkten sind neben erheblichen Investitionen in die Netzinfrastruktur unerlässlich, um diese Probleme zu lösen. Nur dann wird das britische Stromsystem für Netto-Null-Emissionen gerüstet sein!
Das Potenzial der erneuerbaren Energien nutzen
Trotz der Verlangsamung der Netto-Null-Ziele erlebt das Vereinigte Königreich derzeit ein bemerkenswertes Wachstum bei der Nutzung von Solarenergie – die Zahl der Photovoltaik(PV)-Installationen stieg von 2021 bis 2022 um 115 Prozent, und für 2023 wird ein neuer Rekord erwartet. Dieser Anstieg ist größtenteils auf die Kosteneffizienz der Solarenergie zurückzuführen, ein Schlüsselfaktor in Zeiten, in denen die Besorgnis über steigende Energiekosten und die Notwendigkeit, den Klimawandel zu bekämpfen, im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert ist. Tatsächlich ist die durchschnittliche Energierechnung für Privathaushalte im Vereinigten Königreich von 2021 bis 2022 um ganze 72 Prozent auf 2.294 Pfund gestiegen. Mit Solarenergie können die Endverbraucher:innen die Dinge selbst in die Hand nehmen und ihre Energierechnung senken, indem sie selbst Energie erzeugen. Gleichzeitig ist sie ein Eckpfeiler, um die Abhängigkeit des Vereinigten Königreichs von fossilen Brennstoffen zu verringern.
Solarenergie allein ist jedoch nicht genug. Auch die mit fossilen Brennstoffen betriebenen Anlagen, nämlich Gaskessel und ICE-Fahrzeuge, müssen elektrifiziert werden. Octopus Energy, ein britisches Energieunternehmen, das bei der Energiewende eine Vorreiterrolle spielt, hat vor kurzem die Cosy 6-Wärmepumpe vorgestellt, eine 6-kW-Wärmepumpe für Privathaushalte, die auf die Bedürfnisse britischer Standardhäuser zugeschnitten ist. Es bietet verschiedene Preisoptionen an, um den Zugang für ein breites Spektrum von Verbrauchern zu gewährleisten, von der Übernahme der Installationskosten bis zur vollständigen Finanzierung. Das Programm zur Aufrüstung von Heizkesseln deckt einen Teil der Investitionskosten für den Austausch eines Heizsystems mit fossilen Brennstoffen durch eine Wärmepumpe oder einen Biomassekessel. Dank solcher Initiativen hat der Absatz von Wärmepumpen im Vereinigten Königreich in den letzten Jahren einen Boom erlebt und wird von 2021 bis 2022 um 40 Prozent zunehmen.
„Großbritannien ist auf dem besten Weg, sein bisher bestes Jahr für zertifizierte kleine Anlagen im Bereich der erneuerbaren Energien zu erreichen.“
Darüber hinaus lassen sich auch bei Batterien und E-Autos Rekordraten verzeichnen. Batterien brechen Monat für Monat neue Installationsrekorde, während EVs im Jahr 2022 ein Wachstum von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen könnten. Ian Rippin, CEO von MCS, erklärte gegenüber SolarPower Portal in Bezug auf das aktuelle Geschäftsjahr: „Großbritannien ist auf dem besten Weg, sein bisher bestes Jahr für zertifizierte kleine Anlagen im Bereich der erneuerbaren Energien zu erreichen.
Eine langfristige Perspektive
Investitionen in intelligente Technologien für erneuerbare Energien bieten langfristig das größte Kosteneinsparungspotenzial für Unternehmen und Verbraucher:innen in ganz Großbritannien. Die Regierung sollte sich daher auf eine Regulierung konzentrieren, die Standards verbessert, Genehmigungsverfahren vereinfacht und die Netzinfrastruktur modernisiert, um die Einführung nachhaltiger Technologien weiter voranzutreiben. Die Förderung intelligenter Funktionen ist ein weiterer entscheidender Aspekt, um Kosten und Emissionen von Energiesystemen zu minimieren und die Effizienz und Kontrolle der Nutzer:innen zu maximieren. Maßnahmen wie der Electric Vehicle Smart Charging Action Plan (Aktionsplan zum intelligenten Laden von Elektrofahrzeugen) sind wichtige Schritte in die richtige Richtung, denn dadurch könnten die jährlichen Energierechnungen der Verbraucher:innen um bis zu 1.000 Pfund gesenkt werden. Derartige Initiativen sollten jedoch auch in anderen Bereichen eingesetzt werden, um intelligentere Haushalte in allen Bereichen zu fördern. Ein Home-Energy-Management-System (HEMS) ist hier von entscheidender Bedeutung.
Mit der richtigen Technologie können Unternehmen den Kundennutzen steigern, neue Einnahmequellen erschließen und gleichzeitig sicherstellen, dass das Vereinigte Königreich bei der Energiewende führend bleibt.
Ronan de la Gournerie, Senior Account Executive bei gridX, erklärt: „Unternehmen können selbst aktiv werden, indem sie Spitzentechnologie einsetzen und ihre Kunden befähigen. Endverbraucher:innen wollen die Möglichkeit haben, ihre eigene Energie zu produzieren und die Energieflüsse in ihrem Haushalt zu überwachen und zu steuern. Mit der richtigen Technologie können Unternehmen den Kundennutzen steigern, neue Einnahmequellen erschließen und gleichzeitig sicherstellen, dass das Vereinigte Königreich bei der Energiewende führend bleibt.“
Wenn du daran interessiert bist, das enorme Potenzial der wachsenden nachhaltigen Energiequellen in Großbritannien mit Energiemanagementsystemen für den Hausegebrauch zu erschließen, besuche uns vom 17. bis 19. Oktober auf der „Solar & Storage Live 2023" in Birmingham, UK, am Stand A14. Buche jetzt einen Termin mit Ronan.