Was ist eine Einspeisevergütung?
Einspeisevergütungen (auch Feed-in Tariffs) sind politische Instrumente, über die Erzeuger von erneuerbarer Energie einen festen Preis pro Einheit generierter (erneuerbarer) Energie erhalten, sobald sie diese in das Stromnetz einspeisen. Die abgeschlossenen Verträge sind oft für einen bestimmten Zeitraum festgelegt, der meist an die erwartete wirtschaftliche Lebensdauer der Technologie zur Erzeugung der erneuerbaren Energie gekoppelt ist.
Wie funktioniert die Einspeisevergütung?
Die Einspeisevergütung unterscheidet sich von Land zu Land, jedoch könnten grundsätzlich alle, die erneuerbare Energie erzeugen, potenzielle Empfänger der Vergütungen sein. In Deutschland hängt die Einspeisevergütung von der Größe der Photovoltaik(PV)-Anlage ab. Dabei liegt die Obergrenze für den Erhalt der Einspeisevergütung bei 100 Kilowatt-Peak (kWp). Das Einspeise-Vergütungssystem umfasst Hausbesitzer:innen, Unternehmer:innen oder private Investor:innen. Technologien, die für die Subvention infrage kommen, sind unter anderem PV-Anlagen, Windkraftanlagen und Mikro-Blockheizkraftwerke. Laut Analysen und Berichten von Organisationen wie der Internationalen Energieagentur (IEA) und der Europäischen Kommission gehören Einspeisevergütungen zu den wirksamsten Methoden zur Förderung erneuerbarer Energien.
In Europa waren Einspeisevergütungen ein zentrales Element, um die in den EU-Direktiven des Klima- und Energiepakets (CARE) sowie in nachfolgenden Rahmenwerken festgelegten Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien zu erreichen. Bis in die 2010er Jahre hatten viele europäische Länder Programme zur Einspeisevergütung eingeführt, die zu einem erheblichen Anstieg der Kapazität erneuerbarer Energien führten. Aktuell haben sich Einspeisevergütungen in Ländern wie Deutschland, Spanien, dem Vereinigten Königreich und Frankreich als effektiv erwiesen.
Regelung von Einspeisevergütungen in Europa
Die Gestaltung und Regulierung von Einspeisetarifen ist europaweit unterschiedlich. Schauen wir auf einige Beispiele:
Deutschland: Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
Das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat zu einem deutlichen Anstieg erneuerbarer Energien geführt. Die Einspeisevergütung fördert dezentrale, gemeinschaftsorientierte Energieprojekte und Fortschritte. Trotz Kritik, wie steigender Strompreise und ungleicher Kostenverteilung, hat das EEG die Kosten für erneuerbare Energien deutlich gesenkt und Wind- und Solarenergie als kosteneffiziente Energieressourcen etabliert. Nach dem EEG sind, wie bereits erwähnt, Anlagen bis 100 kWp für 20 Jahre zum Erhalt der Einspeisevergütungen berechtigt. Energieerzeuger müssen den erzeugten Strom ins Netz einspeisen, dürfen jedoch nicht mit ihrer subventionierten Anlage am Energiemarkt teilnehmen.
Vereinigtes Königreich: Schließung des Programms für Einspiesevergütung und Einführung des SEG
Das Programm für Einspiesevergütungen des Vereinigten Königreichs, das 2010 eingeführt wurde, bot Zahlungen für kleine erneuerbare Energieanlagen. Für Antragsteller wurde es allerdings 2019 geschlossen und durch die Smart Export Guarantee (SEG) ersetzt. Diese verpflichtet Stromanbieter, für ins Netz eingespeisten Strom zu zahlen – ohne Preisgarantie. Trotz der Schließung des ursprünglichen Programms im Jahr 2019 erhalten bestehende Teilnehmer:innen weiterhin Zahlungen.
Frankreich: Tarifs d’achat für Wind- und Solarenergie
In Frankreich werden erneuerbare Energien durch Einspeisevergütungen sowie Einspeiseprämien (Feed-in premium) gefördert. Im Rahmen der Einspeisevergütung müssen der französische Stromversorger Électricité de France (EDF) und lokale Verteilnetzbetreiber Strom aus erneuerbaren Quellen zu bestimmten Sätzen kaufen, darunter der Tarif d’achat. Diese Kaufpreise, die typischerweise über den Marktpreisen liegen, sollen Investitionen in erneuerbare Energien fördern. Im Rahmen der Einspeisevergütung verkaufen die Produzenten den Strom selbst und erhalten zusätzliche Zahlungen von EDF oder den lokalen Verteilnetzbetreibern. Beide Systeme werden durch den Beitrag zur öffentlichen Stromversorgung finanziert, den Endverbraucher:innen zahlen. Kleine Anlagen können zwischen Einspeisevergütung und Einspeiseprämie wählen, während große Anlagen an Ausschreibungen teilnehmen müssen, um sich für die Einspeiseprämie zu qualifizieren. Um am Einspeisetarif-Programm teilzunehmen, müssen Anlagen unter 12 Megawatt (MW) liegen und die Verträge zwischen 15 und 20 Jahren laufen. Anlagen über 12 MW können an Ausschreibungen teilnehmen.
Spanien: Von Einspeisevergütungen zu Auktionen
Spanien war im September 2002 das erste europäische Land, das eine Einspeisevergütung für solarthermischen Strom einführte. Die Prämie lag bei 0,12 Euro/kWh für Systeme zwischen 100 kW und 50 MW. Diese Vergütung wurde später angepasst: für gebäudeintegrierte Systeme (0,34 Euro/kWh für Systeme mit bis 20 kW) und nicht-integrierte Systeme (0,32 Euro/kWh für Systeme mit bis 10 MW). Aufgrund hoher Kosten und Marktsättigung ersetzte Spanien schließlich die Einspeisevergütungen durch Auktionen für neue Projekte im Bereich erneuerbarer Energien.
Italien: Conto Energia und neue Ansätze
In Italien förderte das Conto-Energia-Programm von 2005 bis 2013 Photovoltaikanlagen durch Einspeisevergütungen, was den schnellen Ausbau der Solarenergie antrieb. Aufgrund hoher Kosten wurde das Programm 2013 eingestellt und Italien setzt seither auf andere Maßnahmen wie Scambio Sul Posto (Net Metering) und Steuervergünstigungen, um Eigenverbrauch zu fördern. Kürzlich wurden großflächige Projekte durch Auktionen und Differenzverträge subventioniert, während kleinere Einheiten von Anreizen profitieren. Um Einspeisevergütungen zu erhalten, müssen PV-Systeme sich an die Vorgaben von handelbaren Grünstromzertifikaten halten, die in den ersten acht Betriebsjahren der Anlage ausgestellt werden.
Herausforderungen und Einschränkungen von Einspeisevergütungen
Obwohl Einspeisevergütungen ein wirksames Instrument zur Förderung der Nutzung erneuerbarer Energien sind, gibt es auch einige Herausforderungen:
Marktrisiken und politische Veränderungen
Die Festlegung der richtigen Vergütungssätze innerhalb eines Einspeisevergütungssystems ist ein anspruchsvoller Prozess, der zuverlässige Daten über die Kosten erneuerbarer Energien erfordert. Sind die Vergütungssätze zu niedrig, wird dies keine Investitionen fördern. Sind sie hingegen zu hoch, kann dies zu Überkompensation führen und die Kosten der öffentlichen Unterstützung erhöhen. Politischer Einfluss und begrenzte Transparenz schaffen Unsicherheit sowohl für Investoren als auch für politische Entscheidungsträger und machen das System anfällig für Marktrisiken und Ineffizienz.
Sinkende Vergütungssätze
Um der Herausforderung sinkender Vergütungssätze zu begegnen, werden Einspeisevergütungssysteme häufig mit Degressionsmechanismen gestaltet, bei denen die Tarife in festen Zeiträumen sinken. Basierend auf einer allgemeinen Regel zur erwarteten Kostensenkung der Technologie. Diese Mechanismen sollen Effizienz und Kostensenkungen fördern. Ohne häufige und präzise Aktualisierungen könnten die Tarife jedoch nicht den tatsächlichen Marktbedingungen oder den tatsächlichen Kostensenkungen der Technologie entsprechen. Es bleibt daher eine Herausforderung, die Daten an die aktuellen Marktbedingungen anzupassen.
Einspeisevergütungen in sich entwickelnden Energiemärkten
Einspeisevergütungssysteme ohne dynamische Degressionsmechanismen können Schwierigkeiten haben, erneuerbare Energieressourcen wie dezentrale Energieressourcen (Distributed Energy Resources, DERs) effizient in den sich entwickelnden Energiemarkt zu integrieren. Während die Kosten für einige Technologien sinken, reagiert das System potenziell nicht schnell genug auf Marktpreissignale und bietet Anreize, die nicht mit ihnen übereinstimmen. Obwohl Degressionsmechanismen dazu entwickelt wurden, sich an Kostensenkungen anzupassen, reagieren sie nicht immer richtig auf das Tempo der Marktveränderungen, was dazu führen kann, dass einige Energieproduzenten langfristig ungünstige Bedingungen vorfinden. Darüber hinaus erschwert die statische Natur der Einspeisevergütungen die Verknüpfung mit Markt- und Netzbedingungen. Das System könnte Einspeisungen allein zur Vergütung ermutigen, was beispielsweise zu einem Überschuss an eingespeistem Strom führen könnte – etwa in Zeiten hoher PV-Produktion bei geringer Nachfrage.
Bevorstehende Änderungen im Einspeisevergütungssystem
Das Fit-for-55-Paket der Europäischen Union und die aktualisierte Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) werden Änderungen der Einspeisevergütungssysteme in Europa bewirken. Zu den bevorstehenden Änderungen gehören:
Erhöhte Marktintegration
Das Fit-for-55-Paket sieht eine stärkere Marktintegration vor, bei der erneuerbare Energieanbieter verstärkt an marktbasierten Mechanismen teilnehmen sollen, anstatt sich auf Einspeisevergütungen zu konzentrieren. Durch die Einbindung erneuerbarer Energien in ein wettbewerbsorientiertes Marktumfeld möchte die EU mehr Wettbewerb schaffen und ein effizienteres Preissystem etablieren.
Dynamische Tarifstrukturen
Im Einklang mit den Zielen des EU-Renewable-Energy-Pakets sollen zeitabhängige (Time-of-Use) und ortsabhängige Tarifstrukturen eingeführt werden, die auf Netzengpässen und Nachfragemustern basieren. Da erneuerbare Energien von Natur aus teils intermittierend sind, ist eine an Nachfrage- und Angebot orientierte Energiemanagement-Strategie entscheidend, um einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien zu gewährleisten und gleichzeitig den Energieverbrauch und die Preissignale zu optimieren. Die Priorisierung dieser zeit- und ortsabhängigen Signale für Verbrauch und Erzeugung wird ein entscheidender Faktor sein, um das Netz im Gleichgewicht zu halten und gleichzeitig mehr erneuerbare Energien zu integrieren.
Flexibilitätsanreize
Flexibilität spielt eine zentrale Rolle bei den EU-Zielen zum Aufbau einer Infrastruktur für erneuerbare Energien. Flexibilität bedeutet, dass Produzenten ihre Energieerzeugung an die Netzanforderungen anpassen können. Auf diese Weise können mehr erneuerbare Energien ins Netz integriert werden, ohne dass es zu Überlasten und Instabilitäten im System kommt.
Vorteile der Einspeisevergütungen
Einspeisevergütungen bieten Energieproduzenten durch langfristige, staatlich garantierte Verträge sichere Einnahmen, die Transparenz, Zuverlässigkeit und Sicherheit für Investoren gewährleisten. Dadurch werden Investitionsrisiken und Finanzierungskosten reduziert und eine schnellere Amortisation von Solar- und Windkraftanlagen ermöglicht. Einspeisevergütungen tragen auch zur Dezentralisierung des Netzes und zur Förderung der Energieunabhängigkeit bei, da sie kleine und mittelständische Produzenten erneuerbarer Energien unterstützen. Da sie einnahmenbasiert sind, bieten Einspeisevergütungen Anreize für Produzenten, die Erzeugung erneuerbarer Energie zu maximieren. Dies führt zu einer stabilen Marktentwicklung, der Förderung weniger entwickelter erneuerbarer Technologien und größeren regionalen Vorteilen.
Wie Energiemanagementsysteme die Vorteile von Einspeisevergütungen maximieren
Energiemanagementsysteme (EMS) sind wichtig, um sicherzustellen, dass die vollen Vorteile der sich entwickelnden Einspeisevergütungen genutzt werden. Ein EMS hilft dabei, die Stromerzeugung, den Verbrauch und die Nachfrage mit hilfe von Echtzeitdaten und Prognoseanalysen zu optimieren. Durch die intelligente Balance von Energieerzeugung und -verbrauch kann ein EMS die Eigenversorgung maximieren und gleichzeitig die Kosten für Prosumenten minimieren.
Durch die Integration von Echtzeitdaten von intelligenten Zählern und die Vorhersage zukünftiger Last- und Erzeugungsmuster ermöglicht das EMS Haushalten und Unternehmen, von dynamischen Tarifen und schwankenden Strompreisen zu profitieren. Diese Flexibilität fördert eine effiziente Energienutzung, wie etwa das Laden von E-Autos bei niedrigen Kosten oder die Priorisierung der Eigenversorgung bei hohen Marktpreisen. Zusätzlich verbessert ein EMS die Netzintegration, indem es Echtzeitdaten zur Einspeisung bereitstellt und die Direktvermarktung von Überschussenergie erleichtert. Dadurch verringert sich die Abhängigkeit von traditionellen Einspeisevergütungen, und erneuerbare Energieerzeuger können höhere Einnahmen generieren, während sie gleichzeitig netzfreundlich agieren und Energie nur dann ins Netz einspeisen, wenn sie benötigt wird.
Die Zukunft der Einspeisevergütung in Europa
Einspeisevergütungen bleiben ein entscheidender Bestandteil der Strategie für erneuerbare Energien, auch wenn ihre Formen und Anwendungen in Europa zunehmend vielfältiger werden. Die Anpassung an diese Veränderungen durch fortschrittliche Technologien und Marktstrategien ist sowohl für Produzenten als auch für Konsument:innen wichtig. Bei gridX verfolgen wir einen dynamischen Ansatz für Einspeisevergütungen, um sicherzustellen, dass das System sich an veränderte Marktbedingungen und Netzanforderungen anpassen kann. Während traditionelle Einspeisevergütungen gewährleisten, dass überschüssige Energie ins Netz eingespeist wird, fehlt ihnen ein Feedback-Mechanismus, der netzdienliches Verhalten fördert. Durch die Kombination dynamischer Tarife mit einem Energiemanagementsystem wird die Einspeisung von Energie nur dann gefördert, wenn sie tatsächlich benötigt wird, und die Einspeisung wird eingeschränkt, wenn die Nachfrage gering oder negativ ist – so werden Situationen vermieden, in denen Produzenten für ihre Energie zahlen müssen. In Deutschland ermöglicht das Direktvermarktungssystem beispielsweise PV-Betreibern, überschüssige Energie direkt auf dem Markt zu verkaufen. Häufige negative Preise für die Einspeisevergütung können jedoch zu finanziellen Verlusten für kleine Produzenten führen. Instrumente wie die Abregelung von PV-Anlagen können diese Probleme lösen, indem die Produktion automatisch reduziert wird, wenn Einspeisepreise negativ werden, und die Produktion in Echtzeit an die Netzanforderungen angepasst wird.
Während dynamische Einspeisevergütungen ein guter Weg sind, um einen Feedback-Mechanismus einzuführen, lösen sie nicht die Herausforderungen des regionalen Netzes. Da die Transportkapazität in Deutschland begrenzt ist, können Situationen entstehen, in denen im Norden ein Energieüberschuss besteht, während im Süden weiterhin Bedarf herrscht. Das Problem ist, dass Deutschland mit einem einzigen dynamischen Einspeisetarif für das gesamte Land arbeitet. Daher müssen zeitvariable oder dynamische Tarife von den regionalen Verteilnetzbetreibern (VNBs) festgelegt werden. Diese Betreiber können die Einspeisung auch begrenzen oder steuern, indem sie Steuerungssignale über die Infrastruktur intelligenter Messsysteme senden, ähnlich den Regelungen in Paragraph 14a des Energiewirtschaftsgesetzes. Solche Steuerungssignale können ein System begrenzen, wenn der VNB Probleme mit Überlastungen erwartet – bei PV-Systemen könnte dies beispielsweise eine Einspeisebegrenzung bedeuten.
Irene Guerra Gil, Energie-Marktexpertin bei gridX, erklärt:
„Statische Einspeisevergütungen haben sich als entscheidend für die Förderung erneuerbarer Energien erwiesen, aber ihr fehlender Feedback-Mechanismus stellt zunehmend eine Herausforderung für die Netzstabilität und Markteffizienz dar. Durch die Integration dynamischer Einspeisevergütungen, regionaler Netzentgelte und Steuerungssignale können wir kleine erneuerbare Installationen in proaktive, netzdienliche Teilnehmer transformieren. Home-Energy-Management-Systeme (HEMS) werden dabei eine entscheidende Rolle spielen, indem sie diese Interaktionen automatisieren, die Netzbelastung reduzieren und ein intelligenteres, widerstandsfähiges Energiesystem schaffen, das allen Akteuren zugute kommt."